Die Hitzler Werft in Lauenburg, rund 50 km östlich von Hamburg an der Elbe gelegen, zählt zu den wenigen deutschen Werftbetrieben, die gleich mit dem Stahlschiffbau angefangen haben. Dies ist deshalb so bemerkenswert, da die Gründung der Werft bereits im Jahre 1885 erfolgte. Seit 1861 betrieben die Gebrüder Burmester aus Lauenburg mit Raddampfern einen regelmäßigen Personenverkehr zwischen Lauenburg und Hamburg mit gutem Erfolg. Was ihnen noch fehlte, war eine Reparaturwerft an ihrem Standort. Sie ermöglichten dem ihnen bekannten Johann Georg Hitzler die Gründung einer kleinen Reparaturwerkstatt in Ufernähe.
J.G.Hitzler erkannte schnell, dass dieser neu gegründete Betrieb nur unter Nutzung aller neuzeitlichen Arbeitsmethoden und Werkstatt- einrichtungen langfristig Bestand haben würde. Er installierte deshalb einen Ottomotor mit sechs PS Leistung, der über eine Transmission zwei Drehbänke, einen Schnellhobler, einen Schleifstein und das Gebläse für ein Schmiedefeuer antrieb. Schon 1886 lieferte er mit dem 300 Tonnen tragenden Schleppkahn „Johanna“ den ersten Neubau.
1892 lieferte Hitzler sein erstes Motorboot und 1900 den ersten Frachtdampfer an Matthias Burmester.
Seit 1910 leiteten die Söhne Georg und Franz die Werft.
Gegen Ende des Ersten Weltkriegs stieg die Hitzler Werft mit neun Hochseefischdampfern in den Seeschiffbau ein.
Die Werft war zu jener Zeit bereits ein ausgeprägter Industriebetrieb mit Slipanlagen, Hellingen und seit 1914 auch einer neuen Kraftzentrale, die nicht nur den eigenen Betrieb, sondern auch benachbarte Unternehmen und Privathäuser versorgte, denn die Stadt Lauenburg erhielt erst 1920 eine eigene Stromversorgung.
Zur Überbrückung der allgemein schlechten Wirtschaftslage baute die Hitzler Werft 1929/30 das 660 Tonnen-Binnengütermotorschiff „J.G.HITZLER“, das mit einem selbstkonstruierten und -gebauten 150 PS-Motor ausgerüstet wurde.
Der Dieselmotorenbau wurde nicht weiter verfolgt, aber das patentierte Hitzlerruder wurde bis heute mehr als 3000 mal hergestellt und eingebaut.
Zwischen den Weltkriegen baute die Werft vorwiegend Binnengüterschiffe, aber auch Tanker, Schlepper und Spezialfahrzeuge für deutsche und ausländische Auftraggeber.
1947 begann die Werft mit Hafenbarkassen, einem Bunkerboot und einem Eisbrecher.
In den 1950er Jahre prägten lange Serien von Binnentankern und –Motorgüterschiffen den Werftalltag, gelegentlich von Seeschiffen unterbrochen. Ab Mitte der 1960er Jahre lieferte die Hitzler Werft Küstentanker, Spezialfahrzeuge und ab 1966 Bohrinselversorger.
Von diesem Schiffstyp lieferte sie insgesamt 82 Einheiten unterschiedlicher Bauart und Ausrüstung. Der stark rückläufige Binnenschiffbau führte vermehrt zum Bau kleinerer Seeschiffe wie Tanker, Küstenmotorschiffe und Spezialschiffe wie z. B. leistungsstarker See- und Hafenschlepper.
Seit 1984 fertigt die Hitzler Werft ihre Schiffsneubauten komplett bis zum Stapellauf völlig unabhängig von der Witterung in einer großen Schiffbauhalle.
Den veränderten Marktbedingungen im Bereich Schiffsneubau begegnete die Werft mit einem verstärkten Engagement im Bereich schiffbaufremder Stahl- und Sonderbauten wie Krane, Kraftwerkskomponenten, Stahlwasserbau und Schleusentore, Roll-on/Roll-off-Rampen, Hängedecks, Klappbrücken und Müllsortiertrommeln.
Der traditionelle Bereich Maschinenbau konnte über die Jahrzehnte immer weiter ausgebaut werden. Insbesondere Ruder und Rudermaschinen, Winden aller Art, Stampf- und Unwuchtanlagen für Eisbrecher und Spezialeinrichtungen für den Schiffbau gehören zum Lieferprogramm der Hitzler Werft. Hierfür stehen alle modernen Bearbeitungsmaschinen wie CNC-Bohrwerk und numerisch gesteuerte Drehbänke zur Verfügung.
Außerdem betreibt die Hitzler Werft seit der Gründung erfolgreich das Schiffsreparaturgeschäft.
Die Slipanlagen mit einer Länge von 70 und 130 m stehen für alle Art von Reparaturarbeiten rund um das Schiff zur Verfügung. Hitzler ist im Bereich der Elbe oberhalb Hamburgs der einzige bedeutende Reparaturstandort.
Seit 2001 betreiben die Arminius Werke und Franz Hitzler die Hitzler Werft GmbH gemeinsam. Die Arminiuswerke GmbH sind über ihre Gesellschafter mit der Schiffswerft und Maschinenfabrik Cassens GmbH eng verbunden. Dadurch ist ein Werftenverbund entstanden, der in allen Bereichen eng zusammenarbeitet und für jede Schiffsgröße bis 12.000 tdw die optimale Lösung anbieten kann.