Aus- und Weiterbildung in der der DDR
In der Tradition der Binnenschiffer fand die Ausbildung traditionell durch die Eltern auf den privaten Schiffen statt. Man wuchs also quasi in den Beruf eines Schiffers hinein und setzte das erlernte bzw. angelernte auf den Schiffen der äteren Generation fort. Mit Einführung der modernen Berufsschifffahrt in der DDR ab Mitte der 50 er Jahre, reichte diese Ausbildung nicht mehr aus, um die modernen Motorgüterschiffe und deren Motorisierung zu bedienen. Deshalb wurde in Schönebeck/Frohse eine Berufsschule für den Beruf eines Binnenschiffers gegründet. In einer 2 1/2 jährigen Ausbildung wurden die Lehrlinge zum ...
MATROSEN DER BINNENSCHIFFFAHRT
.. ausgebildet. Dies war nunmehr ein offiziell angerkannter Ausbildungsberuf. Ohne diese Ausbildung konnte man fortan nicht mehr in der Binnenschifffahrt bestehen. Am 1. März 1957 begann der Schulbetrieb in der neuen Ausbildungsstätte. Die Lehrlinge erhielten dort das theoretische Grundwissen. Grundsätzlich lernten die Schüler damals 2 1/2 Jahre, 1 1/2 Jahre an Bord eines Binnenschiffes und ein Jahr an der Berufsschule in Schönebeck. Dafür wurde eine neue Schule für 200 Schiffsjungen gebaut.
1956 war das Richtfest der neuen Schule, die aus einem Gebäude für den Unterricht, einem Wohnheim für die Unterbringung der Lehrlinge (ca. 5 pro Zimmer) , einem Speisesaal mit Küche, einem Sportplatz und 2 Volleyballplätzen am Standort in Schönebeck / Frohse bestand.
In der Ausbildung wurden pro Jahrgang ca. 150 Matrosenlehrlinge in 5 Klassen aufgeteilt und ausgebildet. Wobei gleichzeitig Berufsschüler der "Weißen Flotte" (Passagierschiffer) und der "Schwarzen Flotte" (Binnenfrachtschiffer) den theoretischen Unterricht absolvierten. Desweiteren wurden auch Mädchen ausgebildet, die ihre Lehre als Verkehrskaufmann machten, um später in den Dienststellen und administrativen Berufszweigen zu arbeiten.Ab 1970 betrug die Lehrzeit nur noch 2 Jahre, da von den Polytechnischen Oberschulen (heute Realschule) nur noch Schüler kamen, die die 10. Klasse erfolgreich abgeschlossen hatten.
Die Ausbildung wurde Turnusmäßig durchgeführt - ca. 12 Wochen auf einem Schiff und dann wieder 12 Wochen Frohse! Natürlich fanden während der Zeit der Lehrausbildung, wo man ja bekanntlich in einem Lehrlingswohnheim untergebracht war, nicht nur Schule statt. So war unteranderem immer Dienstags Disco im Speisesaal! "Zapfensteich" war immer 22 Uhr!
Der Donnerstag war der Tag den alle Lehrlinge "besonders liebten" - groß rein Schiff war dort angesagt.
Das bedeutete putzen und bohnern und alles was dazugehört ,oh man, da denken sicherlich viele die diesen Abschnitt lesen daran, wie die komplette Mannschaft unter Aufsicht das Wohnheim vom Keller bis zum Dach reinigen mussten. Auch die Außenanlagen gehörten natürlich mit dazu.
Zu Beginn der ersten Ausbildungsjahre wurden nicht nur Lehrlinge ausgebildet. Es gab ja noch viele der gestandenen Schiffer, die über keine bzw. nur unzureichende Ausbildung in diesem neuen Berufsbild verfügten.
Daher sind auf der Rückseite der Anlage hinter dem Sportplatz einige Baracken entstanden, in denen die Schiffer übernachteten, die zur sogenannten Erwachsenenqualifizierung für ein paar Wochen nach Frohse kamen, um dort Ihren Abschluß nachzuholen. Diese Binnenschiffer schlossen die Ausbildung mit der Qualifikation eines Decksmann s ab.In der Ausbildung wurden verschiedene Qualifikationen ausgebildet.
Anfangs wurden noch spezielle Maschinisten ausgebildet, später war in der Lehrzeit die Bildungsrichtung "Motorenwart" mit einbezogen, so das diese Ausbildungsrichtung Maschinist nicht mehr speziell gelehrt wurde, also auch der "Dienstgrad" Maschinist an Bedeutung verlor.
Nach der abgeschlossenen Ausbildung wurde man auf einem Binnenschiff der DDR als Bootsmann eingesetzt.
Wer sich weiter qualifizieren wollte, konnte nach Abschluß von Patenten in der Binnenschifffahrt - was wiederum einen erneuten Besuch der Berufsschule voraussetzte - den Abschluß als Steuermann machen.
Die Kollegen der Binnenschifffahrt bezeichneten diesen Abschluß als: "Schiffsführer ohne Schiff" !!!
Für die Zeit der Ausbildung bestand natürlich "Uniformzwang".
Die Dienstkleidung wurde von der Reederei gestellt und bestand aus dunkelblauen Uniformen, ähnlich der, die bei der Volksmarine zum Einsatz kam. Diese wurde in der Berufsschule getragen bzw. bei der Heimfahrt am Wochenende. Dazu eine Schirmmütze in Blau - und in den Sommermonaten wurde ein weißer Überzieher auf die Mützendeckel gezogen. Die Hemden waren graublau. Auf dem linken Arm der Uniformjacke war eine gelbe (goldgelb) durchgehend Litze, über die der Namenszug BS für Berufsschule "Karl Meseberg" stand. Darüber ein ovales Logo in dem - DBR- stand. Dieses Logo wurde aber Ende 1977 in - BR - abgeändert, weil man aus dem Namen "DEUTSCHE BINNENREEDEREI" das "Deutsche" entfernt hat. - Aber seit der Wende 1990 mit der Gründung der DBR - GmbH es ist wieder da!
Die Lehrer auf der Berufsschule hatten auch Uniform, je nach Dienstrang an. Zum Beispiel ein Lehrausbilder hatte vier (4) durchgehenden Litzen wie die Schiffsführer, aber während beim fahrenden Personal das Dreieck auf dem oberen Ring unten offen war, trugen die Lehrkräfte das Dreieck auf dem oberen Ring aufgesetzt, was die Dienstrichtung "Administrativen Dienst" bei der Binnenreederei kennzeichnete - also kein fahrendes Personal.
(Vergleiche dazu findet ihr unter der Rubrik Farben und Symbole auf dieser Homepage)
Bei der Praktischen Ausbildung hatten alle Lehrlinge ein so genantes Bordpäckchen. Das war ein Blauer Arbeitsanzug sowie Hose und Blouson Jacke mit goldfarbenden Knöpfen auf denen ein Anker war.
In den Jahren 1955 bis 1989 wurden somit ca. 5100 Jugendliche zum Matrosen der Binnenschifffahrt ausgebildet. Zusätzlich die vielen Kollegen, die eine Erwachsenenqualifizierung, oder eine Weiterbildung zum Steuermann bzw. zum Schiffsführer inkl. der verschiedenen Patente absolvierten.