Berufsbild Binnenschiffer
Die vierköpfige Besatzung eines modernen Motorgüterschiffes befördert die gleiche Transportmenge, für die 100 große Lastzüge notwendig sind, ein Schubverband mit sechsköpfiger Besatzung "ersetzt" 650 Lastzüge.
Die deutsche Binnenschiffahrt kann der Umwelt das Wasser reichen. Auf über 7.000 Kilometern schiffbarer Wasserstrassen, mit über 3.000 Fahrzeugen und 6.500 Binnenschiffern und Binnenschifferinnen.
Binnenschiffahrt, das ist Personenschiffahrt (rund 1/5 der Unternehmen), das ist aber vor allem Transportschiffahrt (rund 4/5 der Unternehmen).
Transportiert wird (fast) alles. Vom Sack bis zum Container, vom Massengut bis zu gefährlichen Gütern. Moderne Schiffe und gut ausgebildete Besatzungen sind die Voraussetzungen dafür. Die deutsche Binnenschiffahrt hat sie.
Wer kann Binnenschiffer werden?
Grundsaetzlich kann jeder den Beruf des Binnenschiffers erlernen, der folgende Voraussetzungen erfüllt:
Erfüllung der Vollzeitschulpflicht - in der Regel Haupt- oder Realschulabschluß
Gesundheitliche Eignung - ärztliche Bescheinigung über eine Erstuntersuchung, Prüfung des Hör-, Seh- und Farbunterscheidungsvermögens, damit dem Aufstieg zum Schiffsführer keine gesundheitlichen Bedenken im Wege stehen
Günstige Eigenschaften: Zuverlässigkeit, Entschlussfreudigkeit, Mut zur Verantwortung, Aufgeschlossenheit und Gemeinschaftsgeist, Freude an Teamwork, Handwerkliches Geschick sowie technisches Interesse.
Wie wird der interessierte Schüler Binnenschiffer?
Nach erfolgreicher Bewerbung (mit Bewerbungsschreiben, tabellarischem Lebenslauf, Kopie des letzten Zeugnisses und einem Lichtbild) bei einem Ausbildungsbetrieb dauert die Ausbildung 3 Jahre und erfolgt wie allgemein ueblich im dualen System, d.h. die praktische Ausbildung erfolgt an Bord eines Schiffes des Ausbildungsbetriebes und die theoretische Unterweisung erfolgt an der Schifferberufsschule, an der der Schiffsjunge in jedem Ausbildungsjahr einen 12 - 14wöchigen Lehrgang besuchen muß.
Die Ausbildung endet nach dem dritten bzw. Oberlehrgang mit der erfolgreich bestandenen Matrosenpruefung.
In Deutschland gibt es zur Zeit noch zwei Schifferberufsschulen. Die größte und modernste Schule ist das Schiffer-Berufskolleg RHEIN in Duisburg-Homberg. Eine weitere befindet sich in Schoenebeck (bei Magdeburg).
Anschriften von Ausbildungsbetrieben teilt der Arbeitgeberverband auf Anfrage gerne mit.
... in der Schifferberufsschule
1. Ausbildungsjahr
Einfuehrung in das Leben an Bord
Kennenlernen von Schiff und Ausruestung
Ausbildung an den technischen Einrichtungen
Bordernaehrung
Streckenkunde
Verkehrslehre
Motorenkunde
Zwischenpruefung
2. Ausbildungsjahr
Training der erworbenen Fertigkeiten
Uebergang zum selbstaendigen Arbeiten: z.B. Verholen, Festmachen, Ankern
Einfuehrung in die Navigation und Kennenlernen der Wasserstrassen
Zusaetzlich zu den Fächern im Unterlehrgang:
Sprechfunkwesen
Maschinenkunde
Elektrotechnik
Staatliche UKW-Sprechfunk-Pruefung
3. Ausbildungsjahr
Selbstaendiges Anwenden der erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten:
Laden und Loeschen eines Binnenschiffes
Bedienen und Warten aller technischen Einrichtungen
Fuehren eines Binnenschiffes
Zusaetzlich zur Vertiefung des frueheren Lehrstoffes:
Radarkunde, mit praktischen Uebungen an einem modernen Fluss-Simulator**
Abschlusspruefung: Matrosenbrief ( = Facharbeiterzeugnis )
*) Abweichende Lehrgangseinteilung und -dauer in den einzelnen Bundeslaendern
**) Nur am Schiffer-Berufskolleg RHEIN in Duisburg
Zeitliche Gliederung
Unfallverhuetung, Erste Hilfe, Umgang mit dem Beiboot (Nachen), Kennenlernen der Ausruestungsgegenstaende an Bord, Vorratshaltung von Lebensmitteln und Zubereitung 16 Wochen
Fertigkeiten und Kenntnisse in der Schiffspflege, Konservierung von Holz und Eisen, Mitwirken bei Decksarbeiten, Knoten und Spleisen 10 Wochen
Einweisung und Handhabung der technischen Einrichtungen an Bord 12 Wochen
Fahrwasserkunde und Verkehrsregeln, Steuern eines Schiffes 22 Wochen
Selbstaendige Decksarbeiten (Verholen, Festmachen, Ankern, Laden und Loeschen) 17 Wochen
Warten und Instandhalten von Antriebsmotoren und anderen technischen Einrichtungen 17 Wochen
Ueberwachung und Behandlung der befoerderten Gueter, Kenntnis der Vorschriften, Schiffs- und Ladepapiere, Verhalten bei Havarie, Wach- und Sicherheitsdienst 9 Wochen
Schifferberufsschule - Rettungsschwimmen - 35 Wochen
Urlaub 18 Wochen
Gesamt: 156 Wochen
* Änderungen im Zeitablauf aus betrieblichen Gründen oder aus Gründen in der Person des Auszubildenden bleiben vorbehalten.
Wieviel verdient der Auszubildende?
Ausbildungsverguetung im 1. Jahr 808,00 Euro *
Ausbildungsverguetung im 2. Jahr 924,55 Euro
Ausbildungsverguetung im 3. Jahr 1.043,30 Euro
* Stand: ab 01.01.2005
Diese Vergütung ist eine Grundvergütung und wird auch während des Besuches der Schifferberufsschule weitergezahlt.
... im Pressespiegel
Mit Technik an Bord; Sprechfunk, Radar und Internet: Binnenschiffer steuern nicht nur riesige Kähne sicher durch alle Häfen Europas, sondern jonglieren auch mit jeder Menge Technik im Steuerhaus. Binnenschiffer sind viel unterwegs. Manchmal bekommen ihre Freunde sie Wochen lang nicht zu sehen. Auf Kino, Konzerte und den Sportverein müssen sie dann auch verzichten. Dafür kommen sie viel herum und haben einen Beruf, der nach einhelliger Meinung immer anspruchsvoller geworden ist. Seit dem Sommer 2005 gibt es für Binnenschiffer eine neue Ausbildungsverordnung. "Die bisherige war uralt, die stammte aus dem Jahr 1940", sagt Christel Huth vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Seitdem hat sich viel getan. "Die Anforderungen an den Beruf sind in jeder Hinsicht gestiegen. Großer Wert wird heute auch auf soziale Fähigkeiten gelegt." Denn Binnenschiffer müssen problemlos im Team arbeiten können, schließlich sind die Möglichkeiten begrenzt, sich an Bord aus dem Weg zu gehen. "Aber auch Kenntnisse im Umweltschutz spielen heute eine viel größere Rolle", sagt Huth. mehr