Das "Laströhrenfloß" bzw. Wintrans 50
Das Westphalfloß, später Wintrans 50 (Spitzname unter Binnenschiffern Kanalschlange) siehe auch Amphibischer Verkehr, war ein von Dr.-Ing. Eberhard Westphal entwickeltes Transportsystem für die Binnenschifffahrt zum Transport von Kohle aus dem Ruhrgebiet über den Dortmund-Ems-Kanal und Mittellandkanal nach Salzgitter zu den Reichswerken Hermann Göring.
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Gebaut wurde das Floß 1943 auf der Strassburger Neudorf-Werft nach Plänen von Westphal. Der war zu dieser Zeit als Betriebsdirektor bei den Reichswerken Hermann Göring beschäftigt. Zu seinem Hauptaufgaben gehörte der Transport.
Das Floß bestand vorn aus einem Schlepper (Paul), in der Mitte aus im Querschnitt 8 X 3 halbrunden, schwimmfähigen Stahlbehältern (den Lastrohren) welche hintereinander (8) sowie nebeneinander (3) verkoppelt waren und hinten aus einem gleichartigen Schubboot (Marie). Die Besatzung bestand aus einem Schiffsführer, einem Steuermann, zwei Maschenisten und vier Matrosen. Der Verband wurde so bis ca. 1960 eingesetzt.
Die Lastrohre mit ihrem insgesamt geringem Ladevermögen wurden dann durch größere leichterähnliche "Kästen", die zum Entladen nicht mehr hochgehievt wurden, sonder konventionell mit Kränen gelöscht wurden, ersetzt.
1971 (?) wurde der Name des Verbandes in Wintrans 50 umbenannt bzw. wurde im Volksmund der Binnenschifffahrt Kanalschlange genannt.
Der Antrieb bestand aus zwei Schleppern von denen einer schleppte und der andere schob. Der Vordere hatte eine Leistung von zweimal 180 PS (von hier steuerte auch der Schiffsführer den Verband) und der hintere von zweimal 150 PS.
Der Verband hatte eine Länge von 222 Metern bei 9 Metern Breite und hatte ein Ladevermögen von 2.200 Tonnen.
Gesteuert wurde der Verband über Seilzüge, so dass er auch die enge Kurven in den Kanälen durchfahren konnte.
Bei der konstruktiven Entwicklung dieser Fahrzeuge mußte von den Betriebs- und Einsatzbedingungen ausgegangen werden, wonach die Lastrohre für den Transport auf dem Wasserwege zu Lastrohrflößen zusammengestellt und für den Transport auf dem Schienenwege einzeln auf geeignete Transportfahrzeuge umgesetzt werden sollten. Die Lastrohre mußten also schwimmfähig sein und sowohl im leeren als auch im beladenen Zustand ausreichende Schwimmstabilität besitzen. Sie sollten sowohl im Wasser als auch an Land von Greiferbaggern be- und entladen werden können und an Land zusätzlich für die Selbstentleerung eingerichtet sein. Ferner war eine einfache Lösung für das Umsetzen aus dem Wasser auf die Transportfahrzeuge und umgekehrt zu finden.
Entsprechend diesen Forderungen wurde das für einen frontalen Pufferstoß von 250 t dimensionierte Lastrohr in selbsttragender Bauweise konstruiert, um es an den Endschotten mit Laufringen auf die Transportdrehgestelle aufsetzen zu können. Mit diesen laufringen, die in entsprechenden Antriebsrollen auf den Transportdrehgestellen gelagert und dureh eine Verriegelung gegen Abheben durch den Pufferstoß gesichert waren, konnte das Lastrohr nach beiden Seiten bis zu 1800 durch einen mechanischen Antrieb zum selbsttätigen Entleeren gedreht werden. Die von einem Elektromotor angetriebene Entladeeinrichtung war auf beiden Transportdrehgestellen angeordnet und gab dem Lastrohr eine Entladegeschwindigkeit von einer halben Umdrehung pro Minute. Die Leistung der Antriebsmotoren gewährleistete ein ausreichendes Drehmoment auch für schweres Ladegut mit ungünstig tiefer Schwerpunktlage, wie z. B. Erze. Die obere Schüttöffnung mit einer lichten Weite von 1,8 m und ein ebener Zwischenboden ermöglichen das Entladen mit Greifbaggern.
Wintrans 50 - Kanalschlange
Wintrans 50 - Kanalschlange
Mit freundlicher Genehmigung LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg
Technische Daten des Wintrans 50
Einsatzgebiet | Ruhrgebiet - Salzgitter |
Länge ü. alles | 225 m |
Breite ü. alles | 9 m |
Tiefgang | 2,22 m |
Besatzung | 2 Schiffsführer, 2 Matrosenmotorenwart und 2 Matrosen 2 Schiffsführer, 2 Matrosenmotorenwart und 1 Matrose |
Leichter
Schiffsnummern | Nr. 1: 5501230, Nr. 2: 5501240, Nr. 3: 5501250, Nr. 4: 5001260, Nr. 5: 5501270, Nr. 6: 5501280, Nr. 7: 5501290 und Nr. 8: 5501310 |
8 Leichter mit je | 24 m Länge, |
Tragfähigkeit | 3200 t |
Das vordere Drittel des Schleppzuges war um ca. 30 Grad beweglich um die engen Kurven im unausgebauten Mittellandkanal durchfahren zu können.
Desweiteren wurde der Verband so konstruiert, dass er die Schleusen Münster (DEK), Anderten (MLK), Wedtlenstedt und Üfingen im Stichkanal nach Salzgitter, auf dem Weg von der Zeche Hamm im Dattel-Hamm-Kanal bis zum Kraftwerk Salzgitter der Peine + Salzgitter AG (heute Salzgitter AG) "unzerteilt" passieren konnte. Bei Fahrten z. B. durch den Rhein-Herne-Kanal (RHK) mit kürzeren Schleusen wurde der Verband dann geteilt.